Gruppe 896
Hände halten Geldscheine

Gehaltstransparenz: Was ist für mich drin?

In Sachen Gehalt herrscht in vielen deutschen Betrieben Schweigepflicht. Das ist spätestens 2026 vorbei – ab dann sind Unternehmen verpflichtet, offener über Löhne und Gehaltsstrukturen sprechen. So will es eine neue Richtlinie der EU. Das ist gut: Denn gerade im Bewerbungsprozess ist eine gewisse Offenheit ein echtes Pfund, mit dem Unternehmen gegenüber Bewerbern punkten können. Aber so mancher Arbeitgeber tut sich schwer mit dem Thema Gehaltstransparenz.
In Sachen Gehalt herrscht in vielen deutschen Betrieben Schweigepflicht. Das ist spätestens 2026 vorbei – ab dann sind Unternehmen verpflichtet, offener über Löhne und Gehaltsstrukturen sprechen. So will es eine neue Richtlinie der EU. Das ist gut: Denn gerade im Bewerbungsprozess ist eine gewisse Offenheit ein echtes Pfund, mit dem Unternehmen gegenüber Bewerbern punkten können. Aber so mancher Arbeitgeber tut sich schwer mit dem Thema Gehaltstransparenz.

Inhaltsverzeichnis

Google fordert: Legt die Gehälter offen

Erinnern Sie sich noch, als im Jahr 2019 „Google for Jobs“ an den Start ging? Die Infobox von Google taucht seitdem zwischen Suchergebnissen auf, wenn ein Nutzer nach einem Job sucht. Sie zeigt ausschließlich relevante Stellenanzeigen, passend zur Suchanfrage, an. Die Begeisterung von Recruitern war erstmal groß. Denn Stellenanzeigen, die es in das Listing schaffen, profitieren von der gigantischen Reichweichte der Suchmaschine. Vom Fachkräftemangel gebeutelte Recruiter sahen sich schon in Bewerbungen schwimmen.

 

Die aufkommende Goldgräberstimmung wurde allerdings jäh getrübt: Damit eine Stellenanzeige in der Box angezeigt wird, muss sie eine Reihe von Kriterien erfüllen. Die Stellenanzeige muss bestimmte Informationen enthalten – nach einem von Google vorgegebenen Schema. Je mehr, desto besser.

 

Unter anderem sieht es „Google for Jobs“ gerne, wenn in einer Stellenanzeige das zu erwartende Gehalt steht. Das trübte die Feierlaune in HR-Abteilungen jäh und sorgte für Kopfzerbrechen: Das Gehalt offenlegen? Schon in der Stellenanzeige? Reicht es nicht, mit dem Talent irgendwann mal darüber zu sprechen? Irgendwo zwischen dem zweiten oder dritten Vorstellungsgespräch und dem ersten Probearbeitstag? Oder noch später? 

Gehaltstransparenz: Kandidaten wollen wissen, was sie verdienen

Was steckte hinter dem Vorstoß von Google? Ganz einfach: Der amerikanische Konzern denkt bewerberorientiert und versucht, Jobsuchenden möglichst viele relevante Informationen bereitzustellen, darunter auch das Gehalt. 

 

Seitdem hat sich allerdings nicht viel getan. In Deutschland ist die Angabe des Gehalts oder der Gehaltsspanne nach wie vor unüblich. Arbeitgeber sprechen in Stellenanzeigen oft ungern über das Gehalt – aus mehreren Gründen:

 

 

 

  • Arbeitgeber möchten die Möglichkeit haben, das Gehalt an die individuellen Qualifikationen und Erfahrungen der Bewerber anzupassen. Wenn das Gehalt bereits in der Anzeige genannt wird, sind die Spielräume für Verhandlungen eingeschränkt.

  • Durch die Angabe eines Gehalts in der Stellenanzeige könnten Wettbewerber Einblick in die Gehaltsstruktur des Unternehmens bekommen, was zu Nachteilen im Wettbewerb um Fachkräfte führen kann.

  • Unternehmen möchten möglicherweise interne Gehaltsstrukturen und Ungleichheiten nicht offenlegen. Unterschiedliche Gehälter für ähnliche Positionen könnten zu Unzufriedenheit und Konflikten unter den Mitarbeitern führen, wenn diese öffentlich bekannt werden.

  • Ohne eine Gehaltsangabe kann eine Stelle für eine breitere Palette von Bewerbern attraktiv bleiben. Sowohl Personen mit höheren als auch niedrigeren Gehaltsvorstellungen können sich angesprochen fühlen und bewerben.

  • Oftmals besteht das Gehalt nicht nur aus dem Grundgehalt, sondern beinhaltet auch Boni, Prämien, Sozialleistungen und andere Vergünstigungen. Diese komplexen Vergütungspakete sind schwer in einer einfachen Gehaltsangabe zusammenzufassen.

Gehaltstransparenz - so bewerten Kandidaten die Angelegenheit

Schade! Denn Kandidaten sehen das Thema Gehaltstransparenz aus einem völlig anderen Blickwinkel. Sie möchten gern von Anfang an wissen, was ihnen ein Arbeitgeber bieten kann.


Einer aktuellen
Studie der Recruiting-Plattform The Stepstone Group zufolge würden sich 9 von 10 Befragten eher auf einen Job bewerben, wenn das künftige Einkommen von Anfang an offengelegt wird. 6 von 10 haben demnach sogar auf die Bewerbung für eine eigentlich passende Stelle verzichtet, weil es keine Informationen zum Gehalt gab. Für die Erhebung wurden rund 5.700 Menschen in Deutschland befragt.

„Wir beobachten seit Jahren, dass Gehaltstransparenz für die Menschen immer bedeutsamer wird“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei The Stepstone Group. „Wer kein Gehalt angibt, verspielt in Zeiten der Arbeiterlosigkeit wertvolles Potenzial. Unternehmen können es sich nicht leisten, durch fehlende Gehaltsangaben auf passende Kandidaten zu verzichten.“

Viele zahlen keine marktüblichen Gehälter

Das Blatt wendet sich aber ohnehin bald – auch die hartnäckigsten Verweigerer des Themas Gehaltstransparenz sind spätestens ab 2026 verpflichtet, deutlich früher im Bewerbungsprozess als bisher über den schnöden Mammon zu sprechen.

 

Die Gehaltsinformation muss noch vor dem ersten Vorstellungsgespräch fließen – ansonsten drohen Sanktionen. Es empfiehlt sich, bereits in der Stellenanzeige eine Gehaltsspanne anzugeben. So will es eine neue EU-Richtlinie, die neben dieser noch viele weitere Maßnahmen vorschreibt, um die Gehaltstransparenz in Unternehmen zu stärken.

 

Unter anderem haben Arbeitnehmer künftig das Recht, von ihrem Arbeitgeber Informationen über ihr individuelles Gehalt sowie über die durchschnittlichen Gehälter zu erhalten, aufgeschlüsselt nach Geschlecht und für vergleichbare Tätigkeiten. Dies soll den Beschäftigten ermöglichen, festzustellen, ob es ungerechtfertigte Gehaltsunterschiede gibt.

Vorteile von Gehaltstransparenz

Aber zurück zur Gehaltsangabe in Stellenanzeigen und den Zweifeln, die Personaler daran hegen. Diese sind unbegründet: Andere Länder zeigen, dass ein Plus an Gehaltstransparenz einem erfolgreichen Recruiting nicht im Wege steht.

 

In Norwegen oder Schweden ist das Einkommen längst transparent in Stellenanzeigen nachvollziehbar, in den USA sowieso, ebenso in der Alpenrepublik Österreich. In Deutschland geht der öffentliche Dienst mit gutem Beispiel voran – hier gehören transparente Angaben zum zu erwartenden Gehalt schon seit jeher zum guten Ton im Recruiting.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: 

 

  • Zeitersparnis: Bewerber können direkt feststellen, ob ein ausgeschriebener Job ihren Gehaltsvorstellungen entspricht und bewerben sich nicht unnötig. Arbeitgeber bekommen nur Bewerbungen von Kandidaten, die mit der angebotenen Vergütung einverstanden sind, was den Rekrutierungsprozess effizienter macht.

  • Realistische Gehaltsvorstellungen: Bewerber können ihre Erwartungen besser anpassen, wenn sie wissen, welches Gehalt angeboten wird. Dies führt zu realistischeren und schnelleren Gehaltsverhandlungen.

  • Bessere Passung: Die Gehaltsangabe hilft sicherzustellen, dass die Bewerber mit den angebotenen Konditionen zufrieden sind, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die eingestellten Mitarbeiter langfristig im Unternehmen bleiben.

Zusammengefasst tragen Gehaltsangaben in Stellenanzeigen also zu einem effizienteren und faireren Rekrutierungsprozess bei, der sowohl den Bedürfnissen der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer gerecht wird.

Schadet Gehaltstransparenz kleineren Unternehmen? 

Aber was bedeutet das nun für kleinere Unternehmen, die oft nicht die marktüblichen Gehälter zahlen können? Können sich diese im Recruiting überhaupt noch gegen größere Wettbewerber durchsetzen, wenn die bestehenden Gehaltsunterschiede schon in der Stellenanzeige direkt ins Auge stechen? 

Ja! Kandidaten waren sich immer bewusst, dass bei großen Marken mehr Einkommen für sie drin ist. Sie nahmen das aber in Kauf. 

Das Gehalt ist schließlich nicht der einzige Faktor, der ein Unternehmen für Talente attraktiv macht. Kandidaten nehmen in der Bewerbungsphase auch andere Faktoren unter die Lupe. Mit den folgenden können niedrigere Lohnstrukturen zum Beispiel ausgeglichen werden: 

  • Arbeitsumfeld: Eine starke Unternehmenskultur, in der sich Mitarbeiter wertgeschätzt und respektiert fühlen, ist ein großer Anziehungspunkt.

  • Flache Hierarchien: Kleinere Unternehmen können oft mit flacheren Hierarchien und direkterem Zugang zu Führungskräften punkten, was zu einem dynamischen und partizipativen Arbeitsumfeld führt.

  • Karrierechancen: Bieten Sie klare Aufstiegsmöglichkeiten und die Möglichkeit, verschiedene Rollen und Verantwortlichkeiten zu übernehmen.

  • Weiterbildung: Investieren Sie in die Weiterbildung und berufliche Entwicklung Ihrer Mitarbeiter. Schulungen, Workshops und die Unterstützung bei externen Kursen können sehr attraktiv sein.

  • Arbeitszeitmodelle: Bieten Sie flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen an. Eine gute Work-Life-Balance ist für viele Arbeitnehmer ein wichtiger Faktor.

  • Urlaubsregelungen: Großzügige Urlaubs- und Freistellungsregelungen können ebenfalls attraktiv sein.

  • Sozialleistungen: Kleinere Unternehmen können durch besondere Benefits wie Gesundheitsprogramme, betriebliche Altersvorsorge, Essenszuschüsse oder Wellness-Programme punkten.

  • Arbeitsplatzgestaltung: Attraktive Büros, moderne Arbeitsplätze und die Bereitstellung der notwendigen technischen Ausstattung tragen zur Zufriedenheit der Mitarbeiter bei.

  • Transparenz: Eine offene Kommunikation über die Unternehmensziele, die finanzielle Situation und die langfristige Strategie kann das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter stärken.

  • Mission und Werte: Viele Mitarbeiter suchen nach sinnstiftender Arbeit und möchten Teil eines Unternehmens sein, das einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet.

  • Projekte und Kunden: Arbeiten Sie an spannenden und herausfordernden Projekten oder mit Kunden, die inspirieren und motivieren.

  • Kleine Teams: Die Arbeit in kleineren Teams kann eine intensivere Zusammenarbeit und schnellere Entscheidungsprozesse ermöglichen.

Mit diesen Maßnahmen und Benefits können auch kleinere Unternehmen trotz geringerer Gehälter attraktive Arbeitgeber sein und Talente anziehen, die nach mehr als nur einem hohen Gehalt suchen. Es geht darum, das Gesamtpaket attraktiv zu gestalten und den Mitarbeitern einen echten Mehrwert zu bieten.

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