Recruiting Trends 2022: Steuern wir auf eine Rezession zu?
Wie hat sich Corona auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt? Welche Effekte hat der Ukraine-Konflikt auf die hiesige Wirtschaft? Diese Fragen beschäftigen Recruiter derzeit stark. Gemeinsam mit dem Indeed Hiring Lab haben wir in einem Webinar einen genauen Blick auf die Recruiting Trends geworfen, die sich aus den aktuellen Entwicklungen ableiten lassen. Die Ergebnisse im Überblick.
Wie hat sich der Arbeitsmarkt seit der Coronapandemie entwickelt?
Es steht außer Frage: Der Ausbruch von Corona stellt eine der größten Zäsuren auf dem Arbeitsmarkt der letzten Jahre dar. Zwar erhöhte sich die Arbeitslosenquote laut der Zahlen der Bundesagentur für Arbeit in der Hochphase der Pandemie nur geringfügig von 4,8 auf 6,4 Prozent.
„Tatsächlich wäre dieser Wert aber deutlich höher ausgefallen, wenn wir nicht das Instrument der Kurzarbeit gehabt hätten“, resümiert Dr. Annina Hering, promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin, die im Indeed Hiring Lab auf Basis eigener Daten und amtlicher Statistiken die Trends auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt erforscht. „So konnten die Freisetzungen vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermieden werden.“
Derzeit haben wir das Vor-Pandemie-Niveau erreicht.
Ganz anders habe sich die Situation beispielsweise in den USA dargestellt, wo die Arbeitslosigkeit wegen der dort vorherrschenden Hire-and-Fire-Kultur in die Höhe geschnellt sei. Dass die Pandemie aber auch hierzulande alles andere als spurlos an Unternehmen vorbeigezogen ist, zeigt der Indeed-Job-Index.
Dieser erfasst die Anzahl der Stellenausschreibungen seit März 2020 und dokumentiert innerhalb der letzten zwei Jahre im Recruiting intensive Auf- und Abwärtsbewegungen, die so in keiner offiziellen Arbeitslosenstatistik vorkommen.
Die Fakten im Überblick:
- Drastisches Tief: Zu Beginn der Pandemie traten Unternehmen auf die Recruiting-Bremse – es wurden 21 Prozent weniger Stellen ausgeschrieben. Ein Rekordwert.
- Schnelle Erholung: Es dauerte 12 Monate, bis sich die Werte wieder auf Vorjahresniveau einpegelten.
- Stellenboom: Inzwischen hat sich der Trend ins Gegenteil verkehrt. Auf die Rekordflaute folgte ein regelrechter Job-Boom.
Dieser Job-Boom setzt sich zwar weiterhin fort, aber nicht auf dem gleichen Level der letzten Monate. „Ungefähr eine Million neue Stellenausschreibungen kommen aktuell pro Monat in Deutschland neu hinzu. Allerdings messen wir seit Februar 2022 infolge der Ukraine-Krise einen Dämpfer“, so Dr. Annina Hering.
Suche nach HR-Experten steigt
Von einem vergleichbaren Negativtrend wie in der Coronakrise sei Deutschland damit aber weit entfernt, betont Tim Verhoeven, der sich als Recruiting-Evangelist bei Indeed mit dem Thema Employer Insights beschäftigt. „Insgesamt werden nach wie vor 50 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als noch vor der Pandemie. Das bedeutet: Für Arbeitgeber ist es um 50 Prozent schwerer geworden Stellen zu besetzen, für Jobsuchende ist es um 50 Prozent einfacher geworden, eine Stelle zu finden, weil die Auswahl größer geworden ist.“
Dabei sticht ins Auge, dass eine Berufsgruppe derzeit besonders heiß begehrt ist: Recruiter. Kein Wunder! Die ganzen ausgeschriebenen Stellen müssen ja irgendwie besetzt werden – dafür braucht es Fachkräfte, die sich in Sachen Personalbeschaffung auskennen. Dr. Annina Hering: „Allerdings sind auch die Stellenausschreibungen von HR-Experten inzwischen leicht rückläufig. Unsere Prognose: Wir werden in der nächsten Zeit auch hier eine gewisse Stagnation erleben, aber ebenfalls auf hohem Niveau.“
Auch für die Zukunft schließen die beiden Indeed-Experten nicht aus, dass unvorhergesehene politische, gesellschaftliche Entwicklungen oder plötzlich eintretende Naturereignisse, die die Wirtschaft negativ beeinflussen, immer mal wieder zu kurzfristigen wirtschaftlichen Schwankungen führen. „Auf solche ‚Dellen‘ muss sich das Recruiting einstellen und agiler werden. Es kann immer wieder zu Situationen kommen, in denen in der Personalbeschaffung auf die Bremse getreten und dann plötzlich wieder sehr viel rekrutiert werden muss“, so Dr. Annina Hering.
Die Personalbeschaffung muss agiler werden
Ihr Tipp: Unternehmen können wirtschaftlich schwache Perioden, in denen Betriebe nicht voll ausgelastet sind, nutzen, indem sie zum Beispiel gezielt in die Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren. Sobald der nächste wirtschaftliche Aufschwung einsetzt, können Beschäftigte mit neuen Skills und neuem Wissen voll durchstarten.
Auch in der Personalbeschaffung können Phasen der Flaute produktiv genutzt werden, um beispielsweise an den Inhalten der eigenen Stellenanzeigen oder der Karriere-Website zu arbeiten. Ziel muss es sein, die Attraktivitätsfaktoren eines Unternehmens perfekt in Szene zu setzen. Denn Bewerberinnen und Bewerber sehen sich einer zunehmenden Flut an Stellenanzeigen gegenüber und selektieren immer stärker.
Umso mehr müssen Stelleninserate sofort ins Auge stechen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Jobinserate gelesen werden. Doch worauf kommt es hier konkret an? Auch hierüber geben die Analysen von Indeed Aufschluss. „Gehalt, Karriere und Zusatzleistungen sind die Trigger, warum sich Menschen einen neuen Job suchen“, erklärt Evangelist Tim Verhoeven. „Darüber sollte im Recruiting geredet werden.“
Der Arbeitskräftemangel ist das dominante Thema der Zukunft
Die eigentliche Herausforderung für Personalverantwortliche wird es aber künftig sein, Antworten auf die Fragen zu finden, die der Arbeitskräftemangel aufwirft. Dieser bleibt als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit bestehen. Denn er spitzt sich weiter zu. In den nächsten Jahren gehen immer mehr Babyboomer in Rente und es kommen immer weniger Nachwuchskräfte nach. Daher wird im Recruiting viel Kreativität gefragt sein.
Wichtig ist es vor allem, neue Arbeitsmarktpotenziale zu identifizieren. „Zum Beispiel: Langzeitarbeitslose wieder stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren, Frauen und Mütter schneller ins Erwerbsleben einzubinden und ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglichst lange in der Erwerbstätigkeit zu halten“, so Tim Verhoeven. Auch ein stärker international ausgerichtetes Recruiting hilft. Insgesamt sind das alles keine neuen Themen. Aber Themen, die jetzt ganz oben auf der Agenda von Recruitern angesiedelt sein sollten.
Wer Talente für sich gewinnen und Mitarbeiter binden möchte benötigt eine attraktive Arbeitgebermarke, die sich positiv vom Wettbewerb abhebt. Um eine solche Marke zu schaffen und zu stärken benötigt es eine gute Employer Branding Strategie und die passenden Instrumente. In unserem Wiki-Beitrag erfahren Sie alles zu den passenden Employer Branding Instrumenten, den besten Kommunikationskanälen sowie den wichtigsten Regeln zum Aufbau einer effizienten Employer Branding Strategie.