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    Kolumne: Passiv Suchende! Schluss mit dem Mumpitz!

    Also, ich an Ihrer Stelle würde mich abends nicht mehr einfach so aufs Sofa legen und ein bisschen im Internet surfen. Oder im Bus noch schnell einen Web-Artikel lesen, Instagram oder Facebook durchschauen oder auch nur während der Fahrt aus dem Fenster schauen. Eine Zeitung stattdessen? Bloß nicht! Denn sie sind überall. Die Fänger der Fachkräfte, die Angler der Arbeiter, die Häscher des Halbtags, die Treiber der Teilzeit, kurz: Recruiter, die passiv Suchende ansprechen wollen. Das ist der Moment, in dem mein germanistisches Herz kurz stolpert, fast stehen bleibt und ich einwenden muss: Passiv suchen? Wie soll das gehen? Entweder, man sucht oder eben nicht. 

    Kolumne: Passiv Suchende! Schluss mit dem Mumpitz!

    Suchen, gesucht, passiv suchen – hä?

    „Suchen“ ist ein Verb, also ein Wort, das eine Tätigkeit, einen Vorgang, ein Geschehen oder einen Zustand bezeichnet. Man nennt es auch Tätigkeitswort – und der ein oder andere hat es in der Grundschule auch als „Tuwort“ kennengelernt.  

    Das Wort „suchen“ kann man beim Konjugieren auch in eine Passivform bringen – aber dann muss es einen aktiven Sucher gegeben haben, denn es war ja ein Vorgang. Ein Suchvorgang, den man übrigens anhand der Candidate Journey wunderbar durchkonjugieren kann.  

    Nehmen wir mal die dritte Person Singular. 

    Futur I: er/sie/es wird gesucht werden – eine Stelle wurde frei, es müssen Bewerber her. 

    Präsens: Er/sie/es wird gesucht – es wurde eine Kampagne geschaltet. 

    Präteritum: er/sie/es wurde gesucht – die Kampagne ist beendet, es kam zu einer Bewerbung. 

    Futur II: er/sie/es wird gesucht worden sein – die Bewerbungsphase läuft, es sieht gut aus. 

    Plusquamperfekt: er/sie/es war gesucht worden – der Vertrag ist unterschrieben, die Stelle besetzt. 

    Die Mär vom passiv Suchenden 

    Aber hat er/sie/es je gesucht? Nein, er wurde mittels ausgeklügelter Kampagnen und Recruiting-Mixes langsam aber sicher weichgekocht und dazu gebracht, eine Bewerbung abzusenden. Das jeweilige Talent wäre aber vor der erfolgreichen Erstansprache selbst nicht auf die Idee gekommen, selbst zu suchen, geschweige denn aktiv geworden. Passiv eben, also etwas erduldend (das passt noch halbwegs, man erduldet schließlich die Ansprache) oder eine Sache nicht ausübend: Die Suche. Was soll also dieses offensichtlich schiefe Narrativ vom der/dem „passiv Suchenden“?  

    Übrigens nur noch übertroffen vom „passiven Bewerber“, also einem Menschen, der sich eigentlich gar nicht beworben hat und am Ende eine neue Stelle hat. Und scharf abgegrenzt vom (wirklich) Nicht-Suchenden, der für keinerlei Ansprache offen ist. Was für ein Bedeutungs-Hick-Hack! 

    Passiv? Latent! Das trifft den Kern! 

    Ersetzt man „passiv“ durch „latent“ wird schon eher ein Schuh draus. Latent stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „vorhanden, aber noch nicht erkennbar“ oder auch „verborgen, nicht offenkundig“. Denn wer auf dem Sofa liegend einem langweiligen Film geistig aus dem Weg geht, der greift zwar gern zum Smartphone, aber nicht offenkundig, um nach einem Job zu suchen. Es sei denn, er/sie/es ist „aktiv suchend“. Aber das ist eine andere Geschichte und zudem recht nah an einer Tautologie, also einer Verknüpfung sinngleicher Wörter. Sie kennen den weißen Schimmel, oder?  

    Aber mal ehrlich: Auch der Begriff „latent“ macht die Sache nicht besser. Warum sparen wir uns das ganze Unterscheidungsgedöns nicht einfach getrost? Mal ehrlich: Ich habe noch nie einen Kunden erlebt, der gesagt hat: „Ich möchte ausschließlich die aktiv Suchenden ansprechen.“ Oder: „Passiv Suchende? Schön, aber dann bitte auch nur die!“  

    Wem helfen spitzfindige Unterscheidungen? 

    Recruiter müssen sich um diese marketingrelevante Unterscheidung nur dann kümmern, wenn es darum geht, mit welchen Maßnahmen potenzielle Kandidaten (Ha, in diesem Begriff sind alle zusammengefasst!!!) angesprochen werden können. Die Zielgruppe braucht halt einen Namen, und Kampagnen müssen größer und geclustert werden, weil es inzwischen extrem schwierig ist, sonst genügend Bewerbungen zusammen zu bekommen. Und weil man immer mehr Touchpoints braucht, um Talente zum Bewerben zu animieren.  

    Eine Unterscheidung der Maßnahmen in „nur für aktiv Suchende“ oder „nur für latent Suchende“ ist inzwischen immer weniger sinnvoll. Natürlich sind Stellenbörsen immer noch für viele aktiv Suchende die erste Anlaufstelle – aber lange nicht mehr ausschließlich. Lassen sie sich das nicht einreden. Wer auf eine offene Stelle aufmerksam wird – über das Jobplakat am Bahnhof, den Aufkleber auf dem Fußboden der Uni-Mensa oder Anzeigen auf Social Media -, der kommt irgendwann aktiv ins Grübeln und sucht genau diese Stelle auf einer Stellenbörse. Aktiv, nicht passiv. Aber wen kümmert das dann noch?  

    Also Schluss mit dem passiven Wahnsinn für die große Menge der recruiterlichen Begehrlichkeit. Talente ansprechen, potentielle Kandidaten erreichen, Bewerber von mir aus aktivieren, aber bitte, bitte nicht mehr passiv Suchende. Lassen Sie uns mit solchen Spitzfindigkeiten nicht unsere Zeit vergeuden, die ist an anderer Stelle besser aufgehoben.   

    Investieren Sie diese lieber in Technologien und Methoden, die Ihr Recruiting auf das nächste Level heben. Wir haben ein ganzes Bündel an Möglichkeiten im Gepäck und beraten Sie gerne! 


    Das Prinzip „Post and Pray“, bei dem eine Stellenanzeige irgendwo veröffentlicht und dann auf passende Bewerber gehofft wird, funktioniert im Recruiting schon lange nicht mehr. Wer Top-Talente für sich gewinnen will, sollte aufs Active Sourcing umsteigen und die Talentsuche und -ansprache selbst aktiv in die Hand nehmen! Wie es richtig geht, können Sie in unserem Wiki-Artikel nachlesen.