Welche gesellschaftlichen Generationenkonflikte gibt es?
Häufig wird argumentiert, dass verschiedene Generationen – Babyboomer, Generation X, Generation Y und Generation Z – völlig unterschiedliche Ansichten zu Themen wie Work-Life-Balance, Karriere, Arbeitsmoral und Digitalisierung haben.
Doch: Da werden Millionen Menschen in eine Alterskohorte gepresst und über einen Kamm geschoren. Millionen mit völlig unterschiedlicher Sozialisation und Lebensrealität. Die Problematik des Begriffs „Generationenkonflikt“ liegt auf der Hand.
Denn Studien, etwa von Martin Schröder (Warum es keine Generationen gibt, 2023) oder Professor Uwe Kanning (Gibt es die Generation Y, 2016) zeigen, dass die Einstellungen zu bestimmten Themengebieten innerhalb einer Generation breit gefächert sind. Im Gegensatz dazu sind die Unterschiede zwischen den Generationen oft viel geringer als meist behauptet – was zum Beispiel diese Grafik einer 2022er-Erhebung von Allensbach zeigt. Ist da wirklich Platz für einen Generationenkonflikt?
Welche Generationen gibt es, wie unterscheiden sie sich?
Lassen Sie uns zunächst die Generationen einordnen, die aktuell den Arbeitsmarkt prägen:
- Babyboomer (1946-1964): Bei den Babyboomern handelt es sich um eine hart arbeitende, karriereorientierte Generation, die bereit ist, Überstunden zu machen, um ihre Ziele im Leben zu erreichen.
- Generation X (1965-1980): Die Generation X legt großen Wert auf Work-Life-Balance, ist pragmatisch und anpassungsfähig.
- Generation Y / Millennials (1981-1996): Diese Generation sucht nach sinnstiftender Arbeit, Flexibilität und sofortiger Belohnung.
- Generation Z (1997-2010): Generation Z hat hohe Erwartungen an Flexibilität und Technologieeinsatz und strebt nach schneller Karriereentwicklung.
Generationenkonflikte am Arbeitsplatz oder im Arbeitsleben: Wie real sind sie?
Obwohl diese Kategorien hilfreich sein können, um generelle Trends zu identifizieren, bleibt jedoch jede Person einzigartig. Der Begriff Generationenkonflikt greift oft zu kurz. Viele Konflikte, die als Generationenkonflikte bezeichnet werden, entpuppen sich daher bei näherem Hinsehen als Klischees. Ein Beispiel: Sowohl in der Generation X als auch in der Generation Y gibt es Befürworter von Work-Life-Balance und solche, die dafür wenig übrig haben – die Gaußsche Normalverteilung lässt grüßen.
Statistik statt Klischees: Eine Meta-Analyse zeigt, dass Unterschiede in Arbeitswerten oft durch Karrierephasen oder persönliche Umstände im Leben entstehen, nicht durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation.
Karriere, Weiterbildung, Arbeitsmoral und Digitalisierung – wie ticken die Generationen hier?
Werfen wir nun einen Blick auf weitere Themenkreise: Karriere- und Weiterbildungsziele, Arbeitsmoral und Werte sowie Technologie und Digitalisierung. Schauen wir uns einmal an, wie groß die angeblichen Konflikte zwischen Generationen in diesen Bereichen sind. Und eins vorweg: Die Unterschiede zwischen jeder Generation sind auch hier eher klein.
#1 Karriere- und Weiterbildungsziele
Die Generation Babyboomer wird oft als loyal und karriereorientiert beschrieben, während die Generation Y und die Generation Z häufiger als wechselwillig und auf der Suche nach sinnstiftender Arbeit gilt. Vor allem die Bereitschaft, schnell den Job zu wechseln, wird oft dahingehend interpretiert, dass die Gen Z kein echtes Interesse an Karrierethemen hat.
Es gibt aber auch eine andere Sichtweise. Die Unterschiede in der Wechselwilligkeit werden hauptsächlich durch den individuellen beruflichen Werdegang beeinflusst und nicht durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation.
Jüngere Arbeitnehmer sind naturgemäß flexibler und offener für neue Herausforderungen, während ältere Arbeitnehmer aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer bereits erreichten Karriereziele andere Prioritäten setzen. Auch die familiäre Situation spielt eine erhebliche Rolle dabei, einem Arbeitgeber länger treu zu bleiben. Die Generation Z kann sich eine gewisse Sprunghaftigkeit daher eher leisten als ältere Talente.
Das ist aber nicht damit gleichzusetzen, dass sie keine ausgeprägte Affinität zu Karrierethemen hätte. Denn sie zeigt durchaus ein starkes Interesse an kontinuierlicher Weiterbildung und beruflicher Entwicklung, oft mit einem Fokus auf digitale Fähigkeiten und Nachhaltigkeit – oft mit dem Ziel, Karriere zu machen.
#2 Arbeitsmoral und Werte
Babyboomern wird häufig eine starke Arbeitsmoral zugeschrieben, während jüngere Generationen als weniger engagiert gelten. Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Arbeitsmoral zwischen den Generationen gibt.
Stattdessen variieren die Werte und Einstellungen innerhalb jeder Generation stark, abhängig von individuellen Erfahrungen, persönlichen Überzeugungen und kulturellen Hintergründen.
Die Generation Z bringt frischen Wind in den Bereich der Arbeitswerte, indem sie Diversität, Inklusion und soziale Verantwortung in den Vordergrund stellt. Sie strebt danach, in Unternehmen zu arbeiten, die diese Werte teilen und sich aktiv für soziale und ökologische Themen einsetzen.
#3 Technologie und Digitalisierung
Jüngeren Generationen wird nachgesagt, dass sie technologieaffiner sind, während ältere Generationen Schwierigkeiten haben, sich anzupassen. Auch hier zeigen Studien, dass solche Verallgemeinerungen ungenau sind.
Technologische Affinität und Akzeptanz hängen eher von individuellen Erfahrungen und dem Zugang zu Bildung und Technologie ab als von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation.
Zusammenarbeit statt Generationskonflikt: Wie Boomer, Millennials und Gen Z erfolgreich gemeinsam wirken können
Also halten wir fest: Sich auf vermeintliche Generationskonflikte zu fixieren, führt nicht wirklich weiter. Viel sinnvoller ist es, die Chancen hervorzuheben, die entstehen, wenn unterschiedliche Generationen miteinander arbeiten. Hier liegt eine enorme Stärke: Unterschiedliche Perspektiven, vielfältige Erfahrungen und ergänzende Fähigkeiten können miteinander kombiniert werden und eine unschlagbare Dynamik erzeugen.
Dieser Fokus bringt auch klare Vorteile fürs Recruiting: Eine sichtbar erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Generationen signalisiert, dass Ihr Unternehmen flexibel, modern und auf Kooperation ausgerichtet ist. Jüngere Talente fühlen sich von einer offenen und vielfältigen Unternehmenskultur angezogen, während erfahrene Fachkräfte die Stärken gemischter Teams schätzen. So erhöhen Sie nicht nur Ihre Attraktivität als Arbeitgeber, sondern schaffen auch nachhaltig leistungsfähige und innovative Teams.
Wie das gelingt? Hier sind konkrete Ansätze, wie Boomer, Generation Y und Generation Z erfolgreich zusammenarbeiten können:
Vereinen Sie Stärken und schaffen Sie Synergien
Vielfalt macht Ihre Teams agiler, kreativer und lösungsorientierter. Nutzen Sie die individuellen Stärken der Generationen, um Ihr Team optimal aufzustellen:
- Babyboomer bringen wertvolle Erfahrung und ein strategisches Verständnis für langfristige Lösungen mit.
- Millennials fördern Innovation durch ihre Technologieaffinität und ihren Fokus auf Zusammenarbeit.
- Die Generation Z begeistert mit kreativen Ideen, digitaler Expertise und ihrer natürlichen Anpassungsfähigkeit.
Lernen Sie voneinander – gegenseitige Inspiration
Ein dynamischer Wissenstransfer fördert Innovation, verbessert die Anpassungsfähigkeit und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt. Schaffen Sie eine Kultur des Wissenstransfers, in der sich Generationen gegenseitig bereichern:
- Erfahrung trifft auf Neugier: Ältere Generationen teilen ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung, während Jüngere frische Impulse aus neuen Technologien und Trends einbringen.
- Mentoring und Reverse-Mentoring: Ermöglichen Sie beiden Seiten, voneinander zu profitieren – ob durch Karrieretipps der Älteren oder digitale Insights der Jüngeren.
Gemeinsame Ziele fördern den Teamgeist – auch im Recruiting
Bewerber – ob jung oder erfahren – sehen in Ihrer Unternehmenskultur eine starke, zukunftsorientierte Basis. Das hebt Sie im Wettbewerb um Talente hervor und stärkt gleichzeitig die Bindung Ihrer Mitarbeiter an das Unternehmen. Machen Sie die Zusammenarbeit der Generationen zum zentralen Element Ihrer Unternehmenskultur:
- Klar definierte Werte und Visionen schaffen ein verbindendes Element, das jede Generation motiviert und ein gemeinsames Ziel vor Augen führt.
- Attraktivität und Authentizität: Generationenübergreifende Zusammenarbeit signalisiert Offenheit, Flexibilität und Modernität – Eigenschaften, die Bewerber anziehen.
Praktische Schlussfolgerungen für das Recruiting
Für die Umsetzung von Kampagnen im Recruiting sollten sich Arbeitgeber von den oft trügerischen Klischees über Generationen befreien, die im Umlauf sind und stattdessen tief in die Bedürfnisse innerhalb ihrer Zielgruppe in der eigenen Branche denken – nach dem Motto: Kenne die potenziellen Kandidaten.
Diese Fragen sollten Sie klären:
- Wie groß ist meine Zielgruppe?
- Auf welchen Kanälen erreiche ich sie?
- Besteht sie eher aus passiv oder aus aktiv suchenden Talenten?
- Welche Ansprüche und Bedürfnisse hat meine Zielgruppe an eine ausgeschriebene Stelle?
- Welche Erwartungen sollte das Bewerbungsverfahren erfüllen?
- Wie sieht der optimal ausgestattete Arbeitsplatz aus?
- u. v. m.
Tool-Tipps: So lernen Sie Ihre Zielgruppe kennen
Eine Zielgruppenrecherche ist das A und O, wenn man Talente optimal ansprechen will. Das geht relativ einfach mit einem Tool wie Giant von der Intelligence Group aus den Niederlanden. Damit lassen sich datengestützt zahlreiche konkrete und valide Ansatzpunkte für die optimale Ansprache verschiedenster Berufsgruppen erstellen.
Fragen wie: „Wie lange sind potenzielle Talente bereit zu pendeln?“ oder „Wie hoch aufgehangen ist das Thema Work Life Balance bei ihnen“ werden damit spielend leicht beantwortet.
Alternativ dazu und tatsächlich auch noch individueller, ist eine Candidate Persona, die den idealen Kandidaten darstellt mit all seinen Skills, Sorgen, Wünschen und Präferenzen an eine neue Stelle. Unser Partner, das Persona Institut, bietet dafür eine einfache, KI-gesteuerte Möglichkeit. Vergessen Sie Klischees, vertrauen Sie auf Zahlen, Daten und Fakten.
Vergessen Sie Klischees, konzentrieren Sie sich auf Chancen
Halten wir also fest: Der oft zitierte Generationenkonflikt entpuppt sich bei genauer Betrachtung als ein Sammelsurium von Klischees. Statt Unterschiede zu betonen, sollte der Fokus auf den Chancen liegen, die sich aus der Zusammenarbeit verschiedener Generationen ergeben. Diversität in Teams bringt wertvolle Erfahrungen, innovative Ideen und digitale Kompetenzen zusammen – eine unschlagbare Kombination für die Arbeitswelt von heute.
Für Unternehmen bedeutet dies: Generationenübergreifende Zusammenarbeit aktiv zu fördern, sendet ein starkes Signal an Bewerber und stärkt nicht nur das Employer Branding, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Erfolgreiches Recruiting basiert dabei auf einer tiefen Zielgruppenkenntnis und der passgenauen Ansprache von Talenten.
Möchten Sie Ihre Recruiting-Strategien optimieren und das Potenzial generationenübergreifender Teams voll ausschöpfen? Wir bei Raven51 stehen Ihnen mit maßgeschneiderten Lösungen, innovativen Tools und fundierter Expertise zur Seite. Kontaktieren Sie uns und bringen Sie Ihr Recruiting auf das nächste Level! Nehmen Sie jederzeit Kontakt auf – wir freuen uns auf Sie.